Bischofsheim. In Bischofsheim im Landkreis Groß-Gerau entsteht eine neue Kindertageseinrichtung mit Familienzentrum. Die Gesamtbaukosten betragen 5,9 Mio. Euro. In der Kita sollen 12 Kinder unter 3 Jahren und bis zu 100 Kinder über 3 Jahren untergebracht werden. Der Neubau ist voraussichtlich im Frühjahr 2023 bezugsfertig.
Das Besondere bei diesem Vorhaben ist, dass hier von Künstlern gleich 3 Projekte realisiert werden: Eine Sitzbank vor dem Gebäude, auf der ein Fabelwesen sitzt, ein “regnender Regenschirm” im Außenbereich und eine Mitmachwand im Treppenhaus der Kita, die von den Kindern mitgestaltet werden kann.
Selbstverständlich sollen Kunst und Kultur unterstützt werden. Die Gemeinde Bischofsheim beruft sich dabei auf den Artikel 26e der Hessischen Verfassung: „Die Kultur genießt den Schutz und die Förderung des Staates, der Gemeinden und der Gemeindeverbände“. Aber fraglich ist, ob gleich 3 Projekte für 100.000 Euro an dieser Stelle und in diesem Umfang angemessen sind. Repräsentative staatliche Gebäude werden vielleicht durch einen gewissen künstlerischen Anteil aufgewertet. Doch selbst das Land Hessen gibt weniger Geld für Kunst am Bau aus: Bei Neubauprojekten des Landes werden in der Regel jeweils bis zu 1 Prozent der Baukosten für Kunst und Kultur zur Verfügung gestellt. In Bischofsheim wären das dann 59.000 Euro statt 100.000 Euro.
Hinzu kommt, dass es bereits bei der Bauplanung zu Aufschlägen aufgrund der allgemeinen Baukostensteigerungen und Beschlüssen der Gemeindevertretung, die der Nachhaltigkeit des Gebäudes dienen sollen, kam. Dadurch kletterten die Kosten von ursprünglich 4,3 Mio. Euro auf inzwischen 5,9 Mio. Euro. Dies sollte noch ein Grund mehr für die Gemeinde sein, bei der Kunst kleinere Brötchen zu backen.
Auf eine Anfrage des Bundes der Steuerzahler, ob nicht auch ein einziges Kunstprojekt genügt hätte, räumte die Kommune ein, dass sich damit Kosten hätten einsparen lassen. Dennoch wolle man auf keines der Projekte verzichten. Immerhin: Für weitere Maßnahmen sollen Sponsoren ins Boot geholt werden, nicht jedoch für die 3 bereits geplanten Kunstobjekte. Abzuwarten ist, ob sich Unterstützer finden und ob die Kinder die teuren Kunstprojekte auch wertschätzen.
Der Bund der Steuerzahler meint:
Selbstverständlich sollten Kunst und Kultur bereits Kindern nähergebracht werden. Trotzdem stellt sich hier die Frage, ob in einer Kita 100.000 Euro Steuergeld für künstlerische Installationen sinnvoll sind oder ob dieses Geld nicht besser in gute Bildung und Betreuung investiert gewesen wäre. Hier wurden falsche Prioritäten gesetzt.