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Stadt kauft Schrottimmobilie für 125.000 Euro

Die Stadt Homberg (Efze) zieht wegen einer Satzungsvorgabe bei der Zwangsversteigerung einer Immobilie den Kürzeren. Doch weil diese der Neugestaltung des neuen Ortsmittelpunkts im Weg steht, kauft die Stadt das marode Haus zu einem Preis, der den Wert deutlich übersteigt.

Homberg (Efze). Auf halber Strecke zwischen Marburg und Kassel befindet sich in Nordhessen die Kleinstadt Homberg (Efze). Südwestlich der Kernstadt liegt der ca.1.000 Einwohner große Ortsteil Wernswig. Mit der Aufnahme in den Hessischen Dorfentwicklungsplan hatte sich die Stadt zum Ziel gesetzt, auch den Ortsmittelpunkt von Wernswig aufzuhübschen. Das wurde aber zu einem teuren Spaß.

Im Ortskern befindet sich ein altes und marodes Gebäude, das die Stadt seit 2019 zu erwerben versuchte. Damals befand sich das Objekt noch in Besitz des Landes Hessen. Der direkte Kauf war jedoch aufgrund einer Vielzahl grundbuchlich eingetragener Belastungen schwierig. Als einzige Lösung, die belastenden Einträge zu löschen, blieb nur die Zwangsversteigerung. Vor der Versteigerung wurde das Gebäude im Juli 2022 in einem vom Land Hessen in Auftrag gegebenen Gutachten auf 10.300 Euro geschätzt. Voller Hoffnung nahm die Stadt Homberg im Juni 2023 an der Zwangsversteigerung teil. Doch womit die Stadt wohl nicht gerechnet hatte: Es gab außer ihr auch noch weitere Interessenten. Den Zuschlag erhielt ein anderer Bieter für 27.500 Euro. Die Stadt ging deshalb leer aus, weil der Magistrat bei Immobilien laut der Hauptsatzung nur bis zu einem Preis von 20.000 Euro frei entscheiden darf. Bei höheren Summen ist die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung erforderlich. Und da der Schätzwert weit unter den 20.000 Euro gelegen hatte, rechnete Homberg (Efze) vermutlich nicht damit, dass das höchste Gebot über diese Summe hinausgehen würde.

Doch die Stadt gab sich damit nicht zufrieden und wollte die Immobilie weiterhin erwerben. Der neue Eigentümer hatte in der Zwischenzeit das Dach repariert und das Haus komplett entrümpelt. Das ließ er sich nun teuer bezahlen: Er verlangte 125.000 Euro und die Stadt Homberg (Efze) ließ sich darauf ein. Das war völlig blauäugig, denn auf ein erneutes Gutachten zum Wert des Hauses verzichtete sie – aus Kostengründen.

Wieso nun wollte Homberg (Efze) dieses Haus offenbar um fast jeden Preis haben? Die Stadt erklärte, dass beim Haus eine Engstelle bestehe und dies ein erhöhtes Risiko für Fußgänger und Radfahrer darstelle. Außerdem wolle man für Wernswig einen sichtbaren Ortsmittelpunkt schaffen. Während die Stadt den Immobilienkauf überstürzt und überteuert vorgenommen hat, lässt sie sich nun Zeit bei der Entscheidung, was konkret mit dem Haus geschehen soll. So oder so, auf Homberg kommen noch hohe Kosten zu. Der Bund der Steuerzahler hat sich selbst ein Bild vor Ort gemacht: Beim Blick von außen ist es kaum zu fassen, dass die Stadt für ein altes, sanierungsbedürftiges Haus so viel Geld bezahlt hat.

Der Bund der Steuerzahler meint:

Immobilienkäufe zu Wucherpreisen sollten nicht auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gehen. Die Stadt hätte vor der Zwangsversteigerung sicherstellen müssen, dass sie auch bei einem höheren Gebot mitsteigern kann. Außerdem hätte unbedingt ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben werden müssen, um den Wert des Hauses zu ermitteln.

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