Spar-Euro
Auszeichnung von BdSt Hessen und HSGB für besonders sparsame Kommunen
Oft wird dem Bund der Steuerzahler vorgeworfen, dass er immer nur kritisiere, nie aber lobe. Dass das nicht stimmt, beweist die Auszeichnung Spar-Euro, die in Hessen seit 2004 verliehen wird. Diesen Preis erhalten vorbildliche Kommunen, die besonders verantwortungsvoll und sparsam mit öffentlichen Mitteln umgehen.
Am 4. Februar 2004 war es soweit: Der BdSt Hessen und der Hessische Städte- und Gemeindebund (HSGB) zeichneten gemeinsam erstmals vier Kommunen mit dem Spar-Euro aus. Seitdem wurden bereits sechzehn Mal Preise an Städte, Gemeinden oder Landkreise verliehen, die durch wirtschaftliches Verhalten der Verwaltung, die Förderung des Engagements der Bürgerinnen, Bürger und Vereine oder durch interkommunale Zusammenarbeit positive Beispiele geben. Die Idee zu dem Preis entstand in einer Zeit, in der viele Städte, Gemeinden und Landkreise mit dem Rücken zur Wand standen und finanziell nahezu handlungsunfähig waren. Oft konnten nur noch Pflichtaufgaben erledigt und keine Gestaltungsspielräume mehr genutzt werden. BdSt Hessen und HSGB ging es in dieser Situation aber nicht um das Sparen als Selbstzweck, sondern auch um die Stärkung sozialer Netze innerhalb des Gemeinwesens. Der Spar-Euro soll nachahmenswerte Beispiele aufzeigen, wie Bürgerinnen und Bürger in ihrer Kommune mit anpacken, wie dort Struktur und Organisation des freiwilligen Engagements verbessert werden, wie durch transparente Darstellungen der Finanzsituation ein positives Klima für ehrenamtliches Engagement erzeugt wird. Heute geht es den meisten Kommunen finanziell zwar besser, doch der verantwortungsvolle Umgang mit öffentlichen Mitteln bleibt natürlich weiter ein Thema. Wer durch Kreativität und Bürgerbeteiligung den ein oder anderen Euro sparen kann, muss seine Einwohner unter Umständen weniger durch Steuern und Abgaben belasten.
Der Spar-Euro soll auch zu gemeinnützigem Handeln und bürgerschaftlichem Engagement für das Gemeinwohl ermutigen. Die beiden Auslober verbinden mit dem Preis bis heute den Wunsch, dass positive Beispiele andere Kommunen zu einem besonders sparsamen Umgang mit Steuergeldern motivieren. Projekte, die sonst vielleicht sogar nur innerhalb eines Stadtteils bekannt wären, erhalten durch den Preis landesweite Aufmerksamkeit, auch weil überregionale Medien die Geschichten gerne aufgreifen. So ist es möglich, dass sich auch andere Kommunen davon anstecken lassen und erfolgreiche Initiativen übernehmen. Außerdem sollen Verwaltungen angeregt werden, bürgerorientierter zu handeln und die Rahmenbedingungen für die eigenverantwortliche Übernahme gesellschaftlicher Aufgaben zu verbessern. Dabei ist im Laufe der Jahre eine breite Palette vorbildlicher Projekte zusammengekommen, bei der mal mehr, mal weniger Geld gespart wurde. Letztendlich kommt es nicht nur auf die eingesparte Summe an, sondern auch auf Kreativität und persönlichen Einsatz. Die Gewinner der letzten 15 Jahre sind deshalb sehr heterogen: Neben erfolgreichen Gemeindeverwaltungsverbänden, zusammengelegten Kreisarchiven oder Bauhöfen, vorbildlichen Ehrenamtsprojekten beispielsweise in der Flüchtlingshilfe oder in Dorfgemeinschaftshäusern, konnte auch ein durch Bürgerhand umgesetztes Abwassersystem ausgezeichnet werden. Überstrahlt wird all das nur durch die Fusion von vier Kommunen im Odenwald, die sich 2018 zur Stadt Oberzent zusammenschlossen und deshalb einen Sonderpreis erhielten. Dieser ersten Gemeindefusion seit den 1970er Jahren hat sicherlich auch der Spar-Euro den Weg geebnet.
Innerhalb einer Ausschreibungsfrist können sich Städte, Gemeinden und Landkreise mit einer Beschreibung und Dokumentation ihres Projekts bewerben. Eine Jury, der Fachleute aus der kommunalen und wirtschaftlichen Praxis angehören, bewertet dann die Bewerber und wählt die Preisträger aus. Die Preisverleihung findet stets in einem besonderen Rahmen statt, beispielsweise im Hessischen Landtag oder auch der historischen „Goldhalle“ des Hessischen Rundfunks. Unter den Augen zahlreicher Vertreter aus Politik, Medien und Gesellschaft erhalten die Preisträger neben einer Urkunde einen Plexiglasblock, in den eine Euro-Münze eingearbeitet ist. Diese Trophäe hat sich zu einer echten Marke entwickelt. Bürgermeister und Landräte stellen die Figur stolz aus und weisen oft auch noch nach Jahren auf den Preis hin. Schließlich ist Lob in ihrem Job selten. Der „Spar-Euro“ zeigt, dass der Bund der Steuerzahler neben dem Schwarzbuch auch mit umgedrehten Vorzeichen einiges im Sinne der Steuerzahler bewegen kann: Anders als beim „Herbstklassiker“ des BdSt geht es beim „Spar-Euro“ darum, Positives hervorzuheben und zu verstärken.