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Quatsch mit (grüner) Soße

Fragwürdige Installation in Oberrad zu Ehren des Frankfurter Nationalgerichts ging ins Geld

Aachen hat die Printen, Nürnberg die Bratwurst und Frankfurt die Grüne Soße. Die traditionsreiche kulinarische Spezialität mit sieben Kräutern ist inzwischen auch über die Mainmetropole hinaus beliebt. Doch braucht es deshalb ein teures Denkmal, zumal fast versteckt an einem Feldrand?

Auf den Oberräder Kräuterfeldern werden traditionell die Zutaten der im Volksmund „Grie‘ Soß“ genannten Spezialität angebaut. In dem Frankfurter Stadtteil südlich des Mains – fernab jeglicher Touristenströme – errichtete der Regionalpark Rhein Main SÜDWEST 2007 ein Denkmal, das aus sieben Gewächshäusern in sieben verschiedenen Grüntönen besteht. Der Regionalpark ist ein Zusammenschluss aus zwölf Kommunen und dem Regionalverband FrankfurtRheinMain, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Freiflächen im Umfeld des Frankfurter Flughafens zu verknüpfen. So soll ein Erholungs- und Erlebnisangebot mitten im Rhein-Main-Gebiet geschaffen werden.

Die Gewächshäuser in Oberrad sollen die sieben Kräuter der Grünen Soße repräsentieren: Borretsch, Kerbel, Kresse, Schnittlauch, Pimpinelle, Sauerampfer und Petersilie. Auf den Betonsockeln der Häuschen sind jeweils die Namen der Kräuter zu lesen, abends werden sie beleuchtet. Das Denkmal soll nicht nur das traditionelle Frankfurter Nationalgericht ehren und die Vielfalt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Region zeigen, sondern ist vor allem eine Kunstinstallation im öffentlichen Raum.

Als das Ensemble 2007 eröffnet wurde, lagen die Baukosten bei 150.000 Euro. Die Unterhaltungskosten für Reinigung, Reparaturarbeiten und Strom sind mit jährlichen 1.000 Euro zwar überschaubar, doch 2018 musste die Anlage für 70.000 Euro saniert werden. Die Glasscheiben wurden durch neue Acrylglasscheiben aus Italien ersetzt, die Betonplatten neu gestrichen, Sträucher entfernt und ein kleines Biotop entwickelt. Bei den farbbemusterten Glasscheiben handelt es sich um Sonderanfertigungen. Der Bau und die Sanierung erfolgten ausschließlich in Handarbeit. Eine exquisite Installation, die aber wohl nur wenig Beachtung findet. Schließlich müssen sich Touristen und Einheimische schon extra auf den Weg nach Oberrad machen, um der Grünen Soße zu huldigen.

Der Bund der Steuerzahler meint:

Die Gewächshäuser sind schön anzuschauen und auch die Lage bietet einen tollen Blick auf die Frankfurter Skyline. Fraglich ist aber, wie viele Interessenten sich dafür tatsächlich nach Oberrad verirren. Kritisch ist auch die Dimension des Denkmals.

Müssen es wirklich sieben leere Glashäuser sein? Wenn schon, sollten diese auch sinnvoll genutzt werden.

Ein öffentlicher Kräutergarten, der von Freiwilligen unterhalten wird („Urban Gardening“), wäre sicher sinnvoller gewesen.

Dieser Text ist ein schwarzbuch.de-Klassiker aus dem Jahr 2019.

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