Ursprünglich sollten alle Arbeiten bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Im Laufe der Sanierung musste der Termin jedoch mehrmals verschoben werden – sehr zum Ärger vieler Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die während der Vollsperrung der B 453 weite Umwege fahren mussten. Gelitten haben auch die Anliegerinnen und Anlieger der Umleitungen, die von erhöhtem Verkehrsaufkommen betroffen waren. Die erste Verzögerung war laut Hessen Mobil auf „unvorhergesehene und umfangreichere zusätzliche Arbeiten rund um das Brückengewölbe“ zurückzuführen. Erst beim Abtragen der Brücke habe sich gezeigt, dass das Gewölbe mit loser Steinschüttung aufgefüllt war und die Sanierung daher statisch neu berechnet und umgeplant werden musste. Daraus ergab sich ein skurriles Bild: Für ein vergleichsweise kleines, beinahe verstecktes Brückchen wurde eine riesige Baustelle errichtet und das bröckelnde Gemäuer aufwendig abgestützt. Das sorgte für lebhafte Diskussionen in der örtlichen Presse und Lokalpolitik. Laut Medienberichten ging es dabei nicht nur um mutmaßlich „unsinnigen Denkmalschutz“ oder gestiegene Kosten, sondern auch um mangelhafte Vorbereitung auf die zu erwartenden Witterungsbedingungen. Hessen Mobil musste nämlich einräumen, dass Betonierarbeiten, für die eine Mindesttemperatur von fünf Grad notwendig ist, wegen Frost im Winter nicht durchgeführt werden könnten. Dadurch hätten sich auch alle anderen Arbeiten nach hinten verschoben. In der Folge blieben auch die Kosten nicht im Rahmen: Bei der Sanierung der Strichbachbrücke wurden nochmals rund 75.000 Euro mehr fällig als geplant.
Doch damit nicht genug: Als im Frühjahr 2023 endlich die weiteren Arbeiten an der Strecke angegangen werden konnten, stellte Hessen Mobil fest, „dass sich zwischen den bereits eingebauten zwei Lagen der Asphalttragschicht auf einem Großteil der Strecke kein ausreichender Schichtenverbund hergestellt hat“. Dieser sei jedoch für Stabilität und Haltbarkeit des darüber liegenden Asphalts unbedingt notwendig. Weil die Behörde befürchtete, dass „die neue Fahrbahn schnell wieder kaputtgehen und reißen“ könnte, wurde ab Mitte Mai
„die oberste Lage der Asphalttragschicht ausgebaut […], bevor anschließend die Fahrbahn mit der neuen Tragschicht sowie der darüber liegenden Binderschicht und der Fahrbahnoberfläche (der Deckschicht) asphaltiert“ wurde. Dafür entstanden laut Hessen Mobil zusätzlich zu den geplanten Streckenbaukosten von 1,49 Mio. Euro Mehrkosten von circa 650.000 Euro. Weil Hessen Mobil die ausführende Baufirma als Verursacher des selten auftretenden mangelhaften Schichtenverbunds sieht, streitet sich die Behörde mit dieser noch um die Schuldfrage und die Übernahme der Folgekosten. Der Ausgang dieser Auseinandersetzung war zu Redaktionsschluss noch offen.
Der Abschluss der Sanierung verzögerte sich durch die Asphaltproblematik noch einmal bis Ende Juli und damit dauerten die Arbeiten mehr als doppelt so lange wie ursprünglich geplant. Auch bei den Kosten dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein: Weil einige der von Ortskundigen gewählten Ausweichstrecken nicht dafür ausgelegt waren, sind durch die starke Nutzung Schäden an den Fahrbahnen und Straßenbanketten entstanden, die Hessen Mobil aufarbeiten will.
Der Bund der Steuerzahler meint:
Eine unscheinbare, bröckelnde Brücke um jeden Preis langwierig zu sanieren, ist für viele Steuerzahler und Verkehrsteilnehmer kaum mehr „im Rahmen des Zumutbaren“, so wie es das Hessische Denkmalschutzgesetz eigentlich fordert. Zudem müssen sich die Verantwortlichen fragen lassen, ob monatelange Verzögerungen und Mehrkosten aufgrund des Winterwetters, mangelhafter Asphaltarbeiten und Kollateralschäden an den Umleitungsstrecken nicht durch bessere Planung und Kontrolle hätten vermieden werden können.