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Fast ein Drittel der hessischen Kommunen dreht an der Steuerschraube

Kommunalsteueranalyse des BdSt Hessen: 133 Kommunen erhöhten 2019 mindestens eine Steuer / Grundsteuer B-Schnitt stieg unaufhörlich weiter / Schon 54 Kommunen verlangen mehr als 600 Prozent bei der Grundsteuer B

Laut einer Analyse des BdSt Hessen haben 2019 von den 423 hessischen Städten und Gemeinden 133 mindestens eine Steuer an, 2018 waren es noch 91. Das entspricht einem Anteil von 31,4 Prozent. „Die Verschnaufpause des letzten Jahres war leider nur von kurzer Dauer. Erschreckend sind vor allem die drastischen Erhöhungen bei der Grundsteuer A und B, teilweise um mehr als 300 Punkte. Vielerorts kommen die Hebesätze der 1000-Prozent-Marke immer näher, in einem Fall wird sie sogar überschritten. Das Land darf dieser Steuererhöhungsspirale nicht länger tatenlos zusehen“, erklärt Eva Kugler, Kommunalexpertin des BdSt Hessen.

Die Grundsteuer B, die sowohl Mieter als auch Eigentümer trifft, ist erneut die Nummer 1 aller kommunalen Steuerschrauben. Insgesamt 88 Städte und Gemeinden haben in diesem Jahr eine Anhebung beschlossen, das entspricht einem Anteil von 21 Prozent (2018: 13 Prozent). 27 Städte und Gemeinden steigerten die Belastung gleich um 100 Punkte oder mehr. Dadurch kletterte der durchschnittliche Hebesatz von 442 auf 460 Prozent. Nur sechs Kommunen senkten die Belastung, wie beispielsweise Langenselbold um 50 Punkte auf 635 Prozent. Die kräftigste zusätzliche Steuerbelastung müssen die Bürger in Offenbach verkraften, wo der Hebesatz um 395 Punkte auf 995 Prozent erhöht wurde. Damit springt Offenbach in der landesweiten Rangliste auf Platz 2. Auch die Aufschläge in Trendelburg um 363 Punkte auf 748 Prozent sowie in Bad Emstal um 360 Punkte auf 950 Prozent sind beträchtlich. Die Spannweite der Hebesätze reicht von 140 Prozent in Eschborn bis 1.050 Prozent in Lautertal (Odenwald). Insgesamt rufen in diesem Jahr 54 Kommunen einen Hebesatz auf, der über 600 Prozent liegt, 2018 waren es noch 37.

Die weniger ertragreiche Grundsteuer A für land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen wurde von 56 (13 Prozent) Kommunen erhöht. Auffällig ist in diesem Jahr, dass fünf Kommunen ihren Hebesatz um mehr als 300 Punkte gesteigert haben. Besonders krass ist die Situation im Regierungsbezirk Kassel: Dort hoben Bad Emstal und Bad Karlshafen ihre Hebesätze um jeweils über 300 Punkte an und sind damit hessenweite Spitzenreiter bei der Grundsteuer A: Bad Karlshafen verlangt jetzt 951 Prozent und Bad Emstal 950 Prozent. Im Ranking folgt an dritter Stelle der bisherige Spitzenreiter Rotenburg mit 785 Prozent. Eppertshausen, Königstein, Neu-Isenburg und Schwalbach verzichten hingegen weiterhin vollständig auf die Erhebung der Steuer. Insgesamt erhöhten 18 Kommunen den Hebesatz um 100 und mehr Prozentpunkte. In diesem Jahr liegen 34 Kommunen über der 600-Prozent-Grenze, neun mehr als im Vorjahr. Der Landesdurchschnitt stieg um zwölf Punkte auf 408 Prozent.   

Die Gewerbesteuer zählt zu den wichtigsten Steuerarten der Städte und Gemeinden, in einigen ist sie die wesentliche Einnahmequelle. Insgesamt 59 hessische Kommunen beschlossen in diesem Jahr eine Anhebung. Die kräftigste Steigerung gab es in Reinhardshagen mit 150 Punkten auf 550 Prozent. Nur Feldatal senkte den Hebesatz und verlangt mit 395 Prozent nun 25 Punkte weniger als im Vorjahr. Landesweiter Spitzenreiter beim Gewerbesteuerhebesatz ist nach der Erhöhung in diesem Jahr Reinhardshagen mit 550 Prozent. Dahinter rangiert Niestetal mit 527 Prozent. Es folgen Heringen, Fuldatal und Ringgau mit jeweils 480 Prozent. Weiter am geringsten werden die Gewerbesteuerzahler mit 300 Prozent in Gründau belastet. Der durchschnittliche Hebesatz im Land beträgt 385 Prozent, drei Punkte mehr als im Vorjahr.

Heiß diskutiert wurde auch 2019 wieder das Thema Straßenbeiträge. Deshalb hat der BdSt Hessen auch in dieser Sache bei den Kommunen nachgefragt. Insgesamt 330 Kommunen bitten die Bürger bei den Straßenbeiträgen zur Kasse, davon verlangen 289 einmalige und 41 wiederkehrende Beiträge. 93 Städte und Gemeinden verzichten auf die sogenannten „Strabs“.

Download : Alphabetische Liste der hessischen Städte und Gemeinden sowie ihrer Steuersätze im Jahr 2019

Download : Extrema 2019 und kräftigste Hebesatzsteigerungen von 2018 auf 2019

Download : Landkreisdurchschnitte der Kommunalsteuern im Jahr 2019

Übersicht : Kommunalsteuern in allen 21 Landkreisen

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