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Fuldas Schlossturm setzt Steuergeldverschwendung die Krone auf

Eigentlich waren in Fulda nur die Instandsetzung und barrierefreie Erschließung des vom Verfall bedrohten Schlossturms vorgesehen – doch Fördermittel machen nun eine umfassende historische Aufarbeitung möglich. Damit nicht genug: Der Turm soll in Anlehnung an seine historische Überdachung eine Krone aus Edelstahl erhalten, was die immensen Gesamtkosten noch einmal deutlich steigert.

Fulda.Die osthessische Stadt Fulda saniert den Turm des barocken Stadtschlosses, der schon seit 2016 aus Sicherheitsgründen für Besucherinnen und Besucher gesperrt ist. Zudem soll der Turm einen Aufzug erhalten und so barrierefrei zugänglich werden. Als sich herauskristallisierte, dass Fördermittel des Landes großzügig zur Verfügung stehen, plante die Stadt um: Der Schlossturm wird nun umfassend historisch aufgearbeitet.

Diese Pläne sehen darüber hinaus vor, einen zusätzlichen Ausgang zu schaffen, um den Schlossgarten, die Kaisersaalterrasse und das bislang gar nicht zugängliche Untergeschoss des Turms barrierefrei anzubinden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich inzwischen auf 4,8 Mio. Euro und haben sich laut Stadt durch Effekte der Coronapandemie sowie des Ukraine-Kriegs erhöht.

Nachdem man ohnehin schon größer geplant hatte, ließ man sich in Fulda zu Fantasien zur Turmüberdachung hinreißen. Das war allerdings keine neue Idee, denn bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte der Schlossturm eine Überdachung, die mutmaßlich der Verwitterung oder einem Brand zum Opfer fiel. Seitdem hatte der Turm ein flaches Dach.

Was mehr als 200 Jahre nicht vermisst wurde, soll nun wiederhergestellt werden. Mit Blick auf historische Skizzen entschieden sich die Fuldaer Verantwortlichen für eine Überdachung in Form einer Krone aus rund 14 m hohen Stahlelementen. Geboren war das Projekt „Stadtkrone“. Sie soll als „künstlerisches Objekt, das die Außenkonturen einer Renaissancehaube andeutet, auf der Aussichtsplattform unter Erhalt der historischen Balustrade errichtet werden“, so der Fuldaer Stadtbaurat. Die Krone soll künftig die Fuldaer „Skyline” prägen.

Allerdings: Beim Blick von unten aus dem direkten Umfeld dürfte sie kaum auffallen. Die Kosten für die „Stadtkrone“ betragen 600.000 Euro – zusätzlich zu den 4,8 Mio. Euro für die umfangreiche Turmsanierung.

Die Stadtverwaltung will die Mittel für die Krone nicht als Kostensteigerung der Turmsanierung verstanden wissen und führt sie als eigenständiges Projekt, für das eigene Gelder in den Haushalt eingestellt worden seien.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert:

600.000 Euro zusätzlich zu den Sanierungskosten in Höhe von 4,8 Mio. Euro für eine Turmüberdachung, die mehr als 200 Jahre nicht vermisst wurde, sind ein stolzer Betrag. Eine gesicherte Aussichtsplattform ohne Krone würde ihren Zweck auch erfüllen – für deutlich weniger Geld.

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