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Geplatzte Eintracht-­Pokalfeier wurde teuer für Frankfurt

Die Stadt Frankfurt plante für ihr sportliches Aushängeschild Eintracht Frankfurt für den Fall des Pokalsiegs ein rauschendes Fest auf dem Römerberg. Weil der Fußballclub im DFB-Pokal-Endspiel nur Zweiter wurde, fiel die Party aus. Trotzdem entstanden erhebliche Kosten für die klamme Frankfurter Stadtkasse. Beispiele aus der Region zeigen, dass es auch anders geht.

Frankfurt am Main. Die Saison 2022/23 war für die hessischen Proficlubs im Männerfußball eine sehr erfolgreiche: Der SV Wehen Wiesbaden stieg in die 2., der SV Darmstadt 98 in die 1. Bundesliga auf und Eintracht Frankfurt erreichte zum dritten Mal in 6 Jahren das Finale des DFB-Pokals. Doch dort endete die Erfolgsstory: Weil sich die Eintracht dem Gegner aus Leipzig geschlagen geben musste, fanden am folgenden Tag kein Empfang und keine Feier in Frankfurt statt – obwohl diese aufwendig geplant und vorbereitet worden waren. Für den laut Stadt Frankfurt „populärste[n] Sportverein der Rhein-Main-Region“ hatte die Protokollabteilung des Hauptamts in Abstimmung mit dem Sportamt einen Empfang im Kaisersaal samt Eintragung ins Goldene Buch der Stadt vorgesehen. Außerdem hatte der Magistrat die städtische Tourismus+Congress GmbH beauftragt, Vorkehrungen für eine Fußball-Party mit mindestens 70.000 Fans auf dem Römerberg zu treffen.

Derlei Empfänge und emotionsgeladene Fan-Feiern auf dem Römer-Balkon haben in Frankfurt eine langjährige Tradition – früher wurden dort auch WM-und EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft zelebriert. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit die Anforderungen an ein solches Mega-Event. So lag der Schwerpunkt der Planungen 2023 laut Stadt auf „Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen, um die, nach einem Sieg in jedem Fall in der Innenstadt zu erwartenden Menschenmassen, sicher steuern zu können“. Medien berichteten über Vorbereitungen für einen Autokorso sowie für gastronomische Angebote, für Absperrgitter, Beschallungstürme, Überfahrsperren und Leinwände, die aufgebaut, aber letztlich nicht gebraucht wurden. Denn schon vor Anpfiff des Endspiels war klar, dass bei einer Niederlage nicht gefeiert werden wird. Trotzdem musste die Stadt große Teile der geplatzten Party bezahlen. Kosten, z. B. Stromverbrauch, Müllentsorgung oder Teile der Personalkosten, die erst am Empfangstag entstanden wären, konnten minimiert werden, doch unter dem Strich waren es immer noch 1,2 Mio. Euro für eine Feier, die gar nicht stattfand. Eintracht Frankfurt steuerte lediglich rund 350.000 Euro bei, die Frankfurter Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bleiben dagegen auf Kosten von rund 850.000 Euro sitzen. Viel Geld für eine Stadt, deren finanzielle Lage seit Jahren angespannt ist und deren Haushalt für 2023 ein Minus von über 60 Mio. Euro vorsieht. Die Pokalfeier war sogar von der eigentlich geltenden Haushaltssperre ausgenommen worden. Dabei hat die Eintracht Frankfurt Fußball AG in der Saison 2022/23 durch die erstmalige Teilnahme an der finanziell lukrativen Champions League einen Rekordumsatz verzeichnet und müsste für eine solche Party auch selbst aufkommen können.

Andere Städte im Rhein-Main-Gebiet gaben dagegen deutlich weniger oder gar nichts für Empfänge und Feiern ihrer erfolgreichen Proficlubs aus. In Wiesbaden fielen für den Empfang des aufgestiegenen SV Wehen Wiesbaden und die Präsentation vor den Fans auf dem Rathausbalkon 1.500 Euro aus der Stadtkasse an. Und in Darmstadt hat der Verein die Aufstiegsfeier ganz ohne städtische Zuschüsse selbst organisiert.

Der Bund der Steuerzahler meint:

Es mag sein, dass die Eintracht das sportliche Aushängeschild Frankfurts ist. Doch eine solch teure Party zu planen und dann platzen zu lassen, wirft Fragen auf: Warum müssen die Steuerzahler den Großteil zahlen und nicht der millionenschwere Club? Warum kommen andere Städte mit deutlich weniger Aufwand aus? Und warum hat man nicht den zweiten Platz oder ein Alternativ-Event gefeiert, wenn die Kosten ohnehin anfallen?

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