Bitte geben Sie den Suchbegriff in die Suchbox ein und drücken Sie anschließend ENTER

Geschenkter Bus war noch zu teuer

Nahezu ohne Fahrgäste verkehrte von April bis Juni 2023 ein für die Nutzer kostenfreier Shuttlebus in Wetzlar. Die Steuerzahler kostete das „Gratis”-Vergnügen 40.000 Euro. Offenbar bestand an dem Angebot kein Bedarf. Dies hätte die Stadt Wetzlar auch schon eher als nach drei Monaten erkennen und das Angebot beenden müssen.

Wetzlar. Die mittelhessische Stadt Wetzlar zieht Einheimische wie Touristen zum Bummeln und Einkaufen in ihre Altstadt. Dort war die Parksituation durch ein geschlossenes Parkhaus und Baumaßnahmen seit Anfang 2023 noch angespannter als ohnehin schon. Um Abhilfe zu schaffen, richtete die Stadt vom 1.4.2023 an einen kostenfreien Shuttlebus ein. Dieser sollte Fahrgäste montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr zweimal pro Stunde von mehreren weiter entfernten Parkplätzen in die Altstadt bringen. Den Bedarf hatte Wetzlar vorher nicht ausgelotet, so wurde laut Medienberichten beispielsweise der Einzelhandel nicht in die Planung einbezogen.

Die Stadt beauftragte für das neue „Gratis“-Angebot ihre hundertprozentige Tochter Gimmler Wetzlarer Verkehrsbetriebe und Reisebüro GmbH und entschied sich für einen dreimonatigen Testzeitraum. Die Kosten betrugen 40.000 Euro. Doch von Beginn an mangelte es an Fahrgästen. Laut Medienberichten konnte ein Busfahrer in den ersten beiden Wochen gerade einmal einen Passagier verzeichnen. Die Medien spekulierten über die Gründe: Das Angebot sei vor seinem Start nicht beworben worden, an den Haltestellen hätten Fahrpläne gefehlt und der Bus habe den Bahnhof nicht bedient. Ein Ortstermin des Bundes der Steuerzahler bestätigte außerdem, dass der Bus nicht barrierefrei war, sodass ihn Rollstuhlfahrer zum Beispiel gar nicht nutzen konnten. Und nicht zuletzt war der Shuttlebus kaum als solcher erkennbar, da sich nur kleine DIN A4-Schilder an den Scheiben befanden. Der „Gratis“-Bus fuhr trotz der geringen Auslastung die vollen drei Monate seiner Testphase.

Den mauen Start griffen regionale und überregionale Medien auf, was das Angebot zwar etwas bekannter machte. Doch selbst dann wurde der Bus kaum genutzt: Ende Mai stiegen laut Stadt täglich zwischen 3 und 15 Personen ein. Das führte dann auch bei der Stadt zu einem Umdenken: Weil „die Nutzung auch nach drei Monaten auf einem niedrigen Niveau blieb und das Angebot offensichtlich von der Bevölkerung nicht in der erhofften Weise angenommen wurde“, entschied der Magistrat, „den Versuch abzubrechen und das Angebot mit Ablauf des 30. Juni einzustellen“.

Der Bund der Steuerzahler meint:
40.000 Euro für ein unausgereiftes Shuttlebus-Angebot, an dem von vornherein kein Bedarf bestand, sind eine überflüssige Ausgabe. Die Stadt Wetzlar und somit die Steuerzahler wären vermutlich sogar günstiger „gefahren“, hätten sie den paar Fahrgästen eine Taxifahrt spendiert. Damit sich solch teure Eskapaden nicht wiederholen, sollte die Stadt den Bedarf vorab eruieren.

Weitere Meldungen