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Bolongaropalast-Sanierung immer teurer

Millionenausgaben für Prunkbau in Frankfurt-Höchst fast verdoppelt

Der Bolongaropalast aus dem 18. Jahrhundert ist in Frankfurt ein beliebter Ort, unter anderem für standesamtliche Hochzeiten. Kein Wunder, liegt er doch samt Garten idyllisch am Höchster Mainufer. Allerdings befindet sich das Ensemble derzeit weitgehend im Dornröschenschlaf. Die nötige Sanierung dauert nun schon zehn statt drei Jahre – und wird zu einer immer größeren Belastung für die Frankfurter Stadtkasse. 

Gebäude mit langer Geschichte sanierungsbedürftig
Der Palast wurde zwischen 1772 und 1775 von den aus Italien stammenden Bolongaro-Brüdern als Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet. Die Tabakfabrikanten wohnten hinter der mehr als 100 Meter langen Fassade des Hauptgebäudes. Später residierte sogar Napoleon für einige Tage im Palast. Von 1908 bis 1928 diente das Gebäude mit seinen 240 Räumen als Rathaus der ehemals selbstständigen Stadt Höchst. In jüngster Zeit wurde es unter anderem als Standesamt, Stadtpolizeistation, Verwaltungsstelle und Bürgeramt genutzt. Mittlerweile steht der Bau unter Denkmalschutz. Im Jahr 2003 wurden erhebliche Schäden an den Gebäuden entdeckt, sowohl im baulichen als auch im technischen Bereich. Dabei stellte man brandschutztechnische Mängel, eine fehlerbehaftete technische Infrastruktur sowie altersbedingte Verschleißerscheinungen an Dach und Fassade fest. Außerdem sollte das Gebäude barrierefrei ausgebaut werden und auch die künftige Nutzung wollte die Stadt neu ausrichten. Doch bis es soweit war, sollte noch einige Zeit vergehen.

Sieben Jahre später, 36 Mio. Euro teurer
Ende 2016 bewilligte die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung die Sanierung und Neukonzeption des Gebäudes. Kurze Zeit später wurde der Palast geschlossen und die Baumaßnahmen konnten beginnen. Dabei wurden Wände, Decken und Gewölbe zurückgebaut, Dach und Fassade saniert, die Sanitärbereiche erweitert und die Statik ertüchtigt. Außerdem setzte die Stadt ein Brandschutzkonzept um und sorgte für Barrierefreiheit. Um die Attraktivität der Location weiter zu erhöhen, entsteht im Bolongaropalast zudem ein Restaurant. 2020 sollten die Arbeiten eigentlich beendet sein, doch die Fertigstellung hat sich immer weiter verzögert und ist aktuell für Ende 2026 geplant, die Inbetriebnahme für Mitte 2027. Insgesamt stiegen die Aufwendungen von anfangs 37 Mio. Euro auf aktuell 73 Mio. Euro. Und damit ist noch nicht Schluss: Nach der Sanierung des Gebäudes wird die Gartenanlage erneuert, was weitere 5 Mio. Euro verschlingt. Den überwiegenden Teil der Gesamtkosten trägt die Stadt Frankfurt. Lediglich ca. 64.000 Euro kommen an Zuschüssen für den barrierefreien Ausbau des Gebäudes.

Weshalb kam es zu Verzögerungen und Kostensteigerungen? 
Während der Bauphase stellte man fest, dass die Bausubstanz in noch schlechterem Zustand war, als erwartet. Es wurde unter anderem echter Hausschwamm gefunden, der das Gebäude schwer beschädigt hatte. Die Bauarbeiten stellten sich als schwieriger heraus, eine Baufirma musste gewechselt werden, was zu Mehrkosten führte. Hinzu kam die erschwerte Aufstellung des Baukrans. Dieser musste unter Berücksichtigung der verlaufenden Medientrassen, also der gebündelten Ver- und Entsorgungsstränge, aufgestellt werden. Die Trassen mussten dafür aufwändig überbaut werden. Ein Mehraufwand von 3,1 Mio. Euro entstand dadurch, dass mit der Integration des zuvor andernorts untergebrachten Höchster Porzellanmuseums mitten im Prozess ein völlig neues Projekt hinzukam. Und wie überall im Baugewerbe ergaben sich durch die Coronakrise und den Ukraine-Krieg Kostensteigerungen.

Auch bei altem Gemäuer seriös planen und realistisch kalkulieren 
Aus Sicht des BdSt Hessen ist es sinnvoll, den beliebten Bolongaroplast nicht verkommen zu lassen, sondern ernsthaft zu sanieren. Dass es bei alten Gebäuden zu unvorhergesehenen Problemen kommt, ist natürlich nichts Neues. Dennoch sollte die öffentliche Hand sorgsam mit den Kosten umgehen. Manche Aspekte hätte man vielleicht schon vorher mit einplanen können, wie etwa die erschwerte die Aufstellung des Krans. Schließlich verliefen die Medientrassen dort schon vor Beginn der Sanierung. Der hessische Steuerzahlerbund wird die weiteren Entwicklungen um die Sanierungsposse am Höchster Mainufer weiter beobachten.

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