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Un"FAIR"e Kostensteigerung

Milliardenschweres Forschungsprojekt in Darmstadt kämpft mit Zeit- und Finanzproblemen

Bild: GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, D. Fehrenz

Zehn Jahre später als geplant, soll 2028 der Teilchenbeschleuniger "FAIR" in Darmstadt fertig gestellt werden – zumindest teilweise. Die Kosten des multinationalen Forschungsprojekts sind schon jetzt auf mehr als das Dreifache gestiegen. Und die Verantwortlichen kämpfen mit weiteren Problemen.

Bauarbeiten an einem der größten Forschungsvorhaben
Im Jahr 2013 begannen in Darmstadt die vorbereitenden Arbeiten zum Bau des Teilchenbeschleunigers "FAIR" (Facility for Antiproton and Ion Research in Europe). Damit wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums gewinnen. Das Beschleunigerzentrum wird zu einem der weltweit größten Forschungsvorhaben ausgebaut: Das Gelände ist 150.000 qm groß, es sollen ca. 25 Gebäude errichtet werden und der unterirdische Beschleunigerring soll einen Umfang von 1,1 km bekommen.

Viele Staaten am Projekt beteiligt
Zur Realisierung wurde die FAIR GmbH gegründet: Davon gehören 70,2 Prozent der GSI GmbH (90 Prozent Bund, 8 Prozent Hessen, 1 Prozent Thüringen und 1 Prozent Rheinland-Pfalz). Der Rest wird von internationalen Partnern gehalten: 17,5 Prozent Russland, 3,5 Prozent Indien, 2,6 Prozent Frankreich, 2,5 Prozent Polen, 1,2 Prozent Rumänien, 1,2 Prozent Slowenien und 1,5 Prozent Finnland. Hessen trägt vereinbarungsgemäß 13,3 Prozent des deutschen Kostenanteils, also knapp ein Zehntel der Gesamtkosten.

"FAIR" kämpft mit Zeit- und Finanzproblemen
Eigentlich hätte der Teilchenbeschleuniger schon 2018 in Betrieb gehen sollen. Doch inzwischen sind sich die Verantwortlichen nicht einmal mehr sicher, ob und wann das Projekt fertiggestellt werden kann. Eine erste Ausbaustufe soll bis 2028 stehen. Zugleich sind die Kosten erheblich gestiegen: Rechnete man 2010 noch mit 1,3 Mrd. Euro, hat sich die Summe nun auf 4,3 Mrd. Euro mehr als verdreifacht. Wegen des Ukraine-Kriegs ergab sich ein neues Problem: Die Teilhabe Russlands. Mit Beginn des russischen Überfalls wurde die Zusammenarbeit aufgekündigt, womit nicht nur zahlreiche wichtige Projektbestandteile, sondern auch etliche Millionen Euro fehlen. Wer dafür aufkommt, ist unklar.

Konsequenzen gefordert
Damit die Kosten nicht unkontrolliert weiter steigen, forderte der Hessische Rechnungshof regelmäßige Berichte an den Haushaltsausschuss des Landtags ein. Schließlich geht es um viel Steuergeld. Auch aus Sicht des BdSt Hessen muss ein abermaliges böses Erwachen verhindert werden. Zwar sind Forschung und Entwicklung wichtig, aber nicht um jeden Preis. In Krisenzeiten sollte besonders sorgsam geplant und die Kosten minutiös überwacht werden.

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