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Ciao Luca(-App)!

Land verzichtet auf Verlängerung der umstrittenen App – offene Fragen bleiben

In vielen Gastronomiebetrieben war Luca zwar Standard, doch der Kontaktnachverfolgung hat die App wohl nur wenig geholfen. Deshalb ist in Hessen nun Schluss damit (Foto: pasja1000 auf Pixabay).

Ende Januar verkündete die Landesregierung, die Lizenz für die sogenannte Luca-App nicht zu verlängern. Schon länger stand die seit Frühjahr 2021 eingesetzte Lösung zur elektronischen Kontaktdatenerfassung in der Kritik – auch der BdSt Hessen forderte ein Ende der millionenteuren Lizenz. Hintergrund ist das schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis: Offenbar gab es nicht nur Sicherheits- und Datenschutzbedenken, sondern die App hat wohl auch nur selten zur Nachverfolgung von Infektionsketten beigetragen. Über genaue Zahlen schweigt sich das Land allerdings aus. Aus dem gescheiterten Experiment müssen nun die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Millionenschwere Investition in „mehr Freiheit“
Die Corona-Pandemie hat die Welt nun seit zwei Jahren im Griff. Deswegen wurden und werden viele Dinge unternommen, um ein gewisses Maß an Normalität zu gewährleisten. Dazu zählte auch die Luca-App, die die Gesundheitsämter dabei unterstützen sollte, Kontakte von Corona-Infizierten nachzuverfolgen. Im Frühjahr 2021 entschieden sich 13 Bundesländer – darunter auch Hessen – dazu, Luca für insgesamt 21,3 Mio. Euro anzuschaffen. Dem Land Hessen sind für die Erst-Laufzeit von zwölf Monaten Kosten in Höhe von 2,1 Mio. Euro entstanden. Eingesetzt wurde die App vor allem zum „Check in“ in der Gastronomie, im Einzelhandel und in Kulturbetrieben: Nutzerinnen und Nutzer konnten sich damit in Restaurants, bei Veranstaltungen oder ähnlichem elektronisch anmelden, um die Kontaktdaten wie vorgeschrieben zu erfassen. Was gut klingt, war allerdings hoch umstritten: Immer wieder gab es Kritik wegen mutmaßlicher Sicherheitslücken und offener Datenschutzfragen, aber auch, weil man einem privaten Anbieter ein Quasi-Monopol ermöglichte. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Sachsen: Das Bundesland ist nicht auf den Luca-Zug aufgesprungen, sondern setzte die staatliche Corona-Warn-App als verbindliche Kontaktnachverfolgung ein.

Transparenz Fehlanzeige: Land nennt kaum brauchbare Zahlen
Aufgrund der nicht abreißenden Negativ-Schlagzeilen wandte sich der BdSt Hessen im Sommer 2021 erstmals mit Fragen an das Land. Schon damals gab man sich dort zugeknöpft: Angeblich konnten die Nutzerzahlen nicht nach Bundesländern gefiltert werden. Dabei stellt sich die Frage, wie eine Validierung ohne Zahlen erfolgen kann. Damals vertröstete das Land auf einen späteren Zeitpunkt. Ein halbes Jahr später sieht es leider nicht besser aus. Zwar vermeldeten die Gesundheitsämter nach einer Umfrage von Seiten des Landes im Januar, dass die tatsächliche Nutzung der App im Nachverfolgungsgeschehen nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe, aber eine aussagekräftige Bilanz konnte Hessen immer noch nicht ziehen: Aus datenschutzrechtlichen Gründen stünden nur Zahlen zum vorherigen Monat zur Verfügung, sodass es dem Land nicht möglich sei, konkrete Fallzahlen für den gesamten Zeitraum seit der Beschaffung zu nennen. Des Weiteren konnte nicht beantwortet werden, wie viele Infektionsketten mit der Luca-App ermittelt wurden. Es liegen also nach einem Jahr keinerlei brauchbare Zahlen vor und die Landesregierung kann nicht einen Fall bestätigen, bei der die Luca-App bei der Analyse der Infektionskette geholfen hat. Ein wahrlich schwaches Bild.

Luca-App war wohl eine Fehlinvestition
Es ist nicht verwerflich, dass das Land Hessen mit der Luca-App im Frühjahr 2021 einen neuen Weg gesucht hat, um die Corona-Pandemie besser bewältigen zu können. Zum damaligen Zeitpunkt verfügte die staatliche Corona-Warn-App noch nicht über die entsprechenden Funktionen. Wenig verständlich ist aber, wieso man eine App für viel Geld kauft, deren Daten aber keine Validierungen und Schlussfolgerungen zulassen. Oder ist dem Land die Bilanz vielleicht einfach nur zu peinlich? Die Aussagen der Gesundheitsämter lassen jedenfalls den Schluss zu, dass die Luca-App eine Fehlinvestition war. Aus Sicht des BdSt Hessen muss die ablaufende Vertragslaufzeit nun gründlich aufgearbeitet werden, um für künftige Investitionen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn beim Pandemiemanagement gibt es gerade im Hinblick auf die Digitalisierung fraglos noch Luft nach oben.

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