Bitte geben Sie den Suchbegriff in die Suchbox ein und drücken Sie anschließend ENTER

Massive Steuererhöhungen im Werra-Meißner-Kreis

Bund der Steuerzahler Hessen beleuchtet kommunale Finanzpolitik / Fünf Kommunen erhöhten Grundsteuer B / 13 müssen auf Rücklagen zurückgreifen / Bad Sooden-Allendorf verzichtet auf Haushalt für 2024 / Weißenborn und Ringgau können Defizit nicht ausgleichen / Witzenhausen schaffte Straßenbeiträge ab

Die Werra in Eschwege (Foto: markus11 from Pixabay)

Die Ergebnisse der jährlichen Kommunalfinanzanalyse des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Hessen im Werra-Meißner-Kreis zeigen eine sich verschlechternde finanzielle Situation der Städte und Gemeinden auf. So haben 2024 fünf Kommunen die Grundsteuer B erhöht, im Vorjahr war es nur eine. Hintergrund dürfte sein, dass in diesem Jahr 13 der 16 Kommunen keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können, drei mehr als noch im Vorjahr. Dabei verzichtet Bad Sooden-Allendorf ganz auf die Aufstellung eines Haushaltsplans für 2024. Und mit Ringgau und Weißenborn können zwei Gemeinden das geplante Haushaltsdefizit im Jahresabschluss auch nicht durch die Entnahme aus Rücklagen ausgleichen.

„Natürlich sehen auch wir, dass die Kommunen unter Druck stehen: Steigende Löhne, die wachsende Zahl an Flüchtlingen, ein insgesamt höheres Preisniveau und nicht zuletzt gestiegene Zinsen sorgen für erhebliche Belastungen, die sich in Haushaltsdefiziten niederschlagen. Allerdings sollten die Städte und Gemeinden nicht einseitig an der Steuerschraube drehen und so die Lasten bei den Bürgerinnen und Bürgern abladen“, erklärt Jochen Kilp, Vorstand des hessischen Steuerzahlerbunds. Mindestens genauso wichtig sei es, die Ausgabeseite in den Blick zu nehmen:

„Die politisch Verantwortlichen müssen wieder lernen ,Nein‘ zu sagen. Nicht alles Wünschenswerte ist notwendig und finanziell zu stemmen”, so Kilp.

Insofern müssten die Städte und Gemeinden Prioritäten setzen, ihre freiwilligen Standards und Leistungen hinterfragen. Nicht jede Kommune müsse alle Leistungen und Aufgaben selbst und allein erfüllen. Durch Interkommunale Zusammenarbeit ließen sich Synergien erzeugen, Aufgaben besser und wirtschaftlicher erledigen.

Bei der Grundsteuer B, die auf bebaute oder bebaubare Grundstücke erhoben wird und über die Nebenkosten auch Mieterinnen und Mieter trifft, haben fünf Kreiskommunen ihre Hebesätze erhöht. Am stärksten hat Eschwege (+165 Prozentpunkte) zugeschlagen. Im Kreis zeigt sich eine erhebliche Spreizung: Während Ringgau mit 960 Prozent weiter an der unrühmlichen Spitze steht, müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Berkatal mit lediglich 400 Prozent am wenigsten berappen. Der durchschnittliche Hebesatz der 16 Kreis-Kommunen stieg auf 634 Prozent (+39) und liegt damit weit über dem Durchschnitt aller hessischen Städte und Gemeinden, der im Vorjahr 509 Prozent betrug.

Wie sich die Belastung durch die Grundsteuer B in den einzelnen Städten und Gemeinden im Zuge der Grundsteuerreform ab 2025 entwickelt, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Hebesätze für 2025 werden von den Kommunen erst im Laufe des Jahres 2024 auf Basis der neuen Grundsteuermessbeträge beschlossen. Das erklärte Ziel ist eine aufkommensneutrale Umsetzung. Das Land Hessen hat dazu inzwischen den Hebesatz berechnet und unter www.grundsteuer.hessen.de veröffentlicht, mit dem die Stadt oder Gemeinde ein genauso hohes Grundsteueraufkommen hat wie 2024. „Die beschlossenen Erhöhungen im laufenden Jahr stellen also eine höhere ,Absprungbasis‘ für die Umstellung dar, die sich für die nächsten Jahre auswirkt. Trotzdem sollten die Bürgerinnen und Bürger genau verfolgen, ob die Kommunen zumindest die aufkommensneutralen Hebesätze anwenden, denn sie sind an diese nicht gebunden”, erklärt Kilp. Immerhin haben elf der 16 Kommunen angegeben, dass eine aufkommensneutrale Umstellung geplant sei. Die Bürgerinnen und Bürger in fünf Kreiskommunen müssen demnach jedoch mit einer steigenden Belastung rechnen.

Vier Erhöhungen gab es bei der Grundsteuer A, die land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen besteuert, am deutlichsten fiel diese in Weißenborn aus (+150). Auch hier liegt Ringgau mit 950 Prozent weiter an der Spitze im Kreis. Die niedrigste Belastung gilt für die Land- und Forstwirte mit 400 Prozentpunkten in Berkatal. Mit einem durchschnittlichen Hebesatz von 612 Prozent (+29) liegen die Kommunen des Werra-Meißner-Kreises auch bei der Grundsteuer A deutlich über dem hessischen Vorjahresschnitt von 441 Prozent.

Bei der Gewerbesteuer gab es ebenfalls vier Erhöhungen, auch hier fiel die Steigerung mit 40 Punkten in Weißenborn am deutlichsten aus. Dennoch liegt weiterhin Ringgau mit 480 Prozent an der Spitze im Kreis. Die geringste Belastung müssen die Gewerbetreibenden in Herleshausen tragen, wo der Hebesatz 380 Prozent beträgt. Der Kreis liegt mit durchschnittlichen 419 Prozent (+7) über dem hessischen Schnitt von 2023 (392 Prozent).

Der hessische Steuerzahlerbund setzt sich weiterhin dafür ein, Straßenbeiträge bei voller Kompensation der kommunalen Einnahmeausfälle durch das Land abzuschaffen. Erfreulicherweise verzichtet mit Witzenhausen in diesem Jahr eine weitere Kommune auf die Beiträge. Da Ringgau von einmaligen auf wiederkehrende Beiträge wechselte, erheben jetzt acht Kommunen keine Straßenbeiträge, sechs verlangen einmalige und zwei Kreiskommunen wenden wiederkehrende Beiträge an.

Weitere Meldungen