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Finanzlage der Vogelsberg-Kommunen weiter angespannt

Bund der Steuerzahler Hessen beleuchtet kommunale Finanzpolitik / Mehr Erhöhungen bei Grundsteuern und Gewerbesteuer als im Vorjahr / Massive Erhöhung in Kirtorf / Großteil der Kommunen mit Haushaltsdefizit / Grebenhain senkte Grundsteuer / Mehrzahl der Kommunen plant aufkommensneutrale Umstellung der Grundsteuer

Die Ergebnisse der jährlichen Kommunalfinanzanalyse des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Hessen im Vogelsbergkreis zeigen, dass die finanzielle Situation für die Städte und Gemeinden weiter angespannt ist. So haben 2024 fünf Kreiskommunen ihre Hebesätze für die Grundsteuer und/oder Gewerbesteuer angehoben, 2023 waren es nur vier. Dafür hat Grebenhain die Belastung bei der Grundsteuer gesenkt. 13 der 19 Kommunen konnten für 2024 keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Immerhin können alle das geplante Haushaltsdefizit im Jahresabschluss durch die Entnahme aus Rücklagen ausgleichen.

„Natürlich sehen auch wir, dass die Kommunen unter Druck stehen: Steigende Löhne, die wachsende Zahl an Flüchtlingen, ein insgesamt höheres Preisniveau und nicht zuletzt gestiegene Zinsen sorgen für erhebliche Belastungen, die sich in Haushaltsdefiziten niederschlagen. Allerdings sollten die Städte und Gemeinden nicht einseitig an der Steuerschraube drehen und so die Lasten bei den Bürgerinnen und Bürgern abladen“, erklärt Jochen Kilp, Vorstand des hessischen Steuerzahlerbunds. Mindestens genauso wichtig sei es, die Ausgabeseite in den Blick zu nehmen:

„Die politisch Verantwortlichen müssen wieder lernen ,Nein‘ zu sagen. Nicht alles Wünschenswerte ist notwendig und finanziell zu stemmen”, so Kilp.

Insofern müssten die Kommunen Prioritäten setzen, ihre freiwilligen Standards und Leistungen hinterfragen. Nicht jede Kommune müsse alle Leistungen und Aufgaben selbst und allein erfüllen. Durch Interkommunale Zusammenarbeit ließen sich Synergien erzeugen, Aufgaben besser und wirtschaftlicher erledigen.

Die Grundsteuer B, die auf bebaute oder bebaubare Grundstücke erhoben wird und über die Nebenkosten auch Mieterinnen und Mieter trifft, wurde 2023 in Kirtorf (+375 Prozentpunkte), Homberg (+160) und Gemünden (+37) angehoben. Grebenhain hat den Hebesatz um 100 Punkte gesenkt. Mit jetzt 795 Prozent steht Kirtorf nun an der unrühmlichen Spitze im Vogelsbergkreis. Am wenigsten müssen die Steuerpflichtigen mit je 365 Prozent in Freiensteinau und Wartenberg berappen. Der durchschnittliche Hebesatz der 19 Kreiskommunen stieg um 25 Punkte auf nun 490 Prozent. Dieser Wert liegt aber nach wie vor unter dem Durchschnitt aller hessischen Städte und Gemeinden, der 2023 bei 509 Prozent lag.

Wie sich die Belastung durch die Grundsteuer B in den einzelnen Städten und Gemeinden im Zuge der Grundsteuerreform ab 2025 entwickelt, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Hebe-sätze für 2025 werden von den Kommunen erst im Laufe des Jahres 2024 auf Basis der neuen Grundsteuermessbeträge beschlossen. Das erklärte Ziel ist eine aufkommensneutrale Umsetzung. Das Land Hessen wird dazu den Hebesatz berechnen und veröffentlichen, mit dem die Stadt oder Gemeinde ein genauso hohes Grundsteueraufkommen hat wie 2024. „Die beschlossenen Erhöhungen im laufenden Jahr stellen also eine höhere ,Absprungbasis‘ für die Umstellung dar, die sich für die nächsten Jahre auswirkt. Trotzdem sollten die Bürgerinnen und Bürger genau verfolgen, ob die Kommunen zumindest die aufkommensneutralen Hebesätze anwenden, denn sie sind an diese nicht gebunden”, erklärt Kilp. Immerhin haben 13 der 19 Kommunen angegeben, dass eine aufkommensneutrale Umstellung geplant sei. Die Bürgerinnen und Bürger in den anderen sechs Städten und Gemeinden müssen mit einer steigenden Belastung rechnen.

Bei der Grundsteuer A, die land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen besteuert, steigerten ebenfalls Kirtorf (+375), Homberg (+160) und Gemünden (+37) ihre Hebesätze. Mit nun 795 Prozent liegt Kirtorf auch hier an der Spitze aller Kommunen im Vogelsberg. Freiensteinau und Wartenberg haben mit je 332 Prozent kreisweit die niedrigste Belastung. Mit einem durchschnittlichen Hebesatz von 484 Prozent (25 Punkte mehr als im Vorjahr) liegen die Kreiskommunen weiter über dem hessischen Vorjahres-Durchschnitt von 441 Prozent.

Bei der Gewerbesteuer nahmen gleich vier Kommunen eine Erhöhung vor, den höchsten Aufschlag gab es in Gemünden (+38). Kreis-Spitzenreiter ist mit 457 Punkten weiterhin Schwalmtal, den geringsten Satz erhebt Wartenberg mit 357 Prozent. Der Kreis liegt mit einem durchschnittlichen Hebesatz von 400 Prozent (+5 im Vergleich zum Vorjahr) knapp über dem hessischen Durchschnitt von 2023 (392 Prozent).

Der hessische Steuerzahlerbund setzt sich weiterhin dafür ein, Straßenbeiträge bei voller Kompensation der kommunalen Einnahmeausfälle durch das Land abzuschaffen. Bedauerlicherweise hat 2024 keine weitere Kommune die Straßenbeiträge gestrichen. Damit verzichten weiter neun Kommunen des Vogelsbergkreises auf die Erhebung von Straßenbeiträgen, zehn verlangen einmalige Beiträge.

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