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Massive Steuererhöhungswelle im Kreis Darmstadt-Dieburg

Bund der Steuerzahler Hessen beleuchtet kommunale Finanzpolitik / Nur Pfungstadt ohne Haushaltsdefizit / Vielerorts stiegen Steuern stark an, am deutlichsten in Ober-Ramstadt / Otzberg führte Straßenbeiträge ein

Schloss Braunshardt in Weiterstadt (Foto: lapping auf Pixabay)

Die Ergebnisse der jährlichen Kommunalfinanzanalyse des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Hessen im Landkreis Darmstadt-Dieburg zeigen, dass die schwierige finanzielle Situation für die Städte und Gemeinden anhält und sich erneut in teils kräftigen Steuererhöhungen niederschlägt. So haben in diesem Jahr 16 der 23 Kreiskommunen ihre Hebesätze für die Grundsteuer B angehoben, während es 2023 nur sechs Erhöhungen gab. Hintergrund dürfte sein, dass 22 der 23 Städte und Gemeinden für 2024 keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können – zwei mehr als im Vorjahr.

Und mit Münster kann in diesem Jahr eine Kommune das geplante Haushaltsdefizit im Jahresabschluss nicht durch die Entnahme aus Rücklagen ausgleichen. „Natürlich sehen auch wir, dass die Kommunen unter Druck stehen: Steigende Löhne, die wachsende Zahl an Flüchtlingen, ein insgesamt höheres Preisniveau und nicht zuletzt gestiegene Zinsen sorgen für erhebliche Belastungen, die sich in Haushaltsdefiziten niederschlagen. Allerdings sollten die Städte und Gemeinden nicht einseitig an der Steuerschraube drehen und so die Lasten bei den Bürgerinnen und Bürgern abladen“, erklärt Jochen Kilp, Vorstand des hessischen Steuerzahlerbunds. Mindestens genauso wichtig sei es, die Ausgabeseite in den Blick zu nehmen:

„Die politisch Verantwortlichen müssen wieder lernen ,Nein‘ zu sagen. Nicht alles Wünschenswerte ist notwendig und finanziell zu stemmen”, so Kilp.

Insofern müssten die Kommunen Prioritäten setzen, ihre freiwilligen Standards und Leistungen hinterfragen. Nicht jede Kommune müsse alle Leistungen und Aufgaben selbst und allein erfüllen. Durch Interkommunale Zusammenarbeit ließen sich Synergien erzeugen, Aufgaben besser und wirtschaftlicher erledigen.

Bei der Grundsteuer B haben 16 Kommunen ihre Hebesätze gesteigert, acht davon um mehr als 200 Punkte. Die kräftigste Steigerung gab es in Ober-Ramstadt (+350 Prozentpunkte). Die Grundsteuer B wird auf bebaute oder bebaubare Grundstücke erhoben und trifft über die Nebenkosten auch Mieterinnen und Mieter. Messel liegt mit nun 895 Prozent knapp vor Otzberg (890) an der unrühmlichen Spitze im Kreis, in Eppertshausen müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler mit 435 Prozent am wenigsten berappen. Der durchschnittliche Hebesatz der 23 Kreiskommunen stieg durch die zahlreichen Erhöhungen in diesem Jahr um stolze 143 Punkte auf 658 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt aller hessischen Städte und Gemeinden, der 2024 543 Prozent beträgt.

Wie sich die Belastung durch die Grundsteuer B in den einzelnen Städten und Gemeinden im Zuge der Grundsteuerreform ab 2025 entwickelt, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Hebesätze für 2025 werden von den Kommunen erst im Laufe des Jahres 2024 auf Basis der neuen Grundsteuermessbeträge beschlossen. Das erklärte Ziel ist eine aufkommensneutrale Umsetzung. Das Land Hessen hat dazu inzwischen den Hebesatz berechnet und unter www.grundsteuer.hessen.de veröffentlicht, mit dem die Stadt oder Gemeinde ein genauso hohes Grundsteueraufkommen hat wie 2024. „Die beschlossenen Erhöhungen im laufenden Jahr stellen also eine höhere ,Absprungbasis‘ für die Umstellung dar, die sich für die nächsten Jahre auswirkt. Trotzdem sollten die Bürgerinnen und Bürger genau verfolgen, ob die Kommunen zumindest die aufkommensneutralen Hebesätze anwenden, denn sie sind an diese nicht gebunden”, erklärt Kilp. Nur 13 der 23 Kommunen haben angegeben, dass eine aufkommensneutrale Umstellung geplant sei. Die Bürgerinnen und Bürger in den anderen zehn Städten und Gemeinden müssen also eine weiter steigende Belastung befürchten.

Auch bei der Grundsteuer A, die land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen besteuert, gab es Erhöhungen: Neun Kommunen drehten an der Steuerschraube. Auch hier erhöhte Ober-Ramstadt den Hebesatz um 350 Punkte. Otzberg liegt mit nun 890 Prozent an der Spitze im Kreis. Keine Grundsteuer A zahlen die Land- und Forstwirte nach wie vor in Eppertshausen, denn die Gemeinde verzichtet auf die Erhebung dieser Steuer. Mit einer durchschnittlichen Belastung von 506 Prozent (+68) liegen die Kommunen des Landkreises Darmstadt-Dieburg nun auch hier über dem hessischen Durchschnitt von 460 Punkten.

Bei der Gewerbesteuer haben elf Kommunen ihre Hebesätze angehoben, die mit jeweils 30 Punkten stärksten Erhöhungen gab es in Ober-Ramstadt und Otzberg . Diese beiden Kommunen liegen dadurch mit je 420 Punkten auch an der Spitze im Kreis . Gleich acht Kommunen verlangen jeweils 380 Prozent und teilen sich den Rang mit der geringsten Belastung  . Der Kreis bleibt mit durchschnittlichen 394 Prozent (+8) knapp unter dem hessischen Schnitt (396 Prozent).

Der hessische Steuerzahlerbund setzt sich weiterhin dafür ein, Straßenbeiträge bei voller Kompensation der kommunalen Einnahmeausfälle durch das Land abzuschaffen. Bedauerlicherweise hat 2024 keine weitere Kommune die Straßenbeiträge gestrichen – im Gegenteil: Otzberg führte wiederkehrende Beiträge ein. Damit verzichten nun noch elf Städte und Gemeinden komplett auf die Erhebung der umstrittenen Abgabe, während vier Kommunen einmalige und acht wiederkehrende Straßenbeiträge verlangen.

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